Als ich 1980/81 von Eidgenossenschaft und Kanton Bern ein Schriftsteller-Werkjahr zugesprochen bekam, um an einem Buch zu arbeiten, das in den Centovalli spielt, fassten wir – meine Frau, unsere beiden Kinder und ich – den Entschluss, für ein Jahr nach Finnland zu ziehen, um die finnische Natur im Wechsel der Jahreszeiten zu erleben. Für ein halbes Jahr würde uns eine befreundete Familie begleiten.
Auf ein Inserat im „Vasabladet“ hin konnten wir uns im ehemaligen Volksschulhaus von Vassor bei Vaasa einmieten (Bild oben). Wir hatten bewusst eine Unterkunft im schwedischsprachigen Gebiet gesucht: Mit dem Schwedischen würden wir bald einmal einigermassen zurechtkommen, ans Finnische wagten wir uns nicht.
Wir unterrichteten die Kinder selbst, teilten uns in die Haushaltsarbeiten, ich schrieb an meinem Buch, und vor allem: Wir erlebten Finnland so intensiv, wie wir es erhofft hatten. Und wenn ich am Schreibtisch, den ich mir aus einem alten Küchenmöbel zuammengebastelt hatte, auch immer wieder in die Centovalli zurückkehrte, zum Kardinal Erzbischof Carlo Borromeo, zum Anarchisten Michail Bakunin und zum Dichter Stefan George, die ich im Tessiner Tal Rückschau auf ihr Leben halten liess, so schrieb ich in ein besonderes Heft doch auch Finnland-Gedichte – sie wurden 1982 unter dem Titel „Finnlandisiert“ veröffentlicht – und machte erste Notizen für meinen Finnland-Roman „Elchspur“, der 1986 erschien. Die Eindrücke und Materialien für mein Jugendbuch „Die sanfte Piratin“ (erschienen 1994) sammelte ich während späteren Finnland-Aufenthalten.
Wie es dazukam, dass wir als Wohnort für mein Werkjahr ein Dorf in Finnland wählten, erzähle ich in meinem nächsten Beitrag.
Die beigefügten Fotos stammen aus dem Album von Marianne.