2016 The Museum of Unknown Civilizations, Public Art Gallery Penticton.
2012 /13 Die Welt der Weltu / Il mondo dei Weltu (mit Elisabeth
Flueler-Tomamichel).
2008 Schmuckbilder und Zeichennischen (mit Sonja Frey), Zeitraum, Bern.
2007 The Museum of Unknown Civilizations, Gallery Vertigo, Vernon, BC.
2003 A Colourful Meeting, Public Art Gallery of the South Okanagan,
Penticton, BC.
1998 Inspirationskästchen, Galerie Stauffacher, Bern.
1994 Imaginationsstelen und Seelenfänger, Galerie Krebs, Bern.
Seit 1997 mehrere Gruppenausstellungen in British Columbia, Kanada.
Kommentare, Einführungen und Zeitungsberichte zu den Ausstellungen:
The Museum of Unknown Civilizations, Public Art Gallery Penticton, 2016
Am 25. Juni 2003 beschloss ich, einen Traum zu verwirklichen, den ich schon als Kind hatte. Ich gründete ein Museum: DAS MUSEUM UNBEKANNTER KULTUREN.
Was mich als Kind in Museen immer am meisten faszinierte, waren die Gegenstände mit Fragezeichen: Bärengottheit (?), Fruchtbarkeitsidol (?), magische Statue (?), Ahnenfigur (?), kultischer Pokal (?), Reiseamulett (?).
Diese Fragezeichen liessen mich in geheimnisvolle Welten eintauchen und fantastische Geschichten erfinden.
Für das Kind in mir richte ich mein Museum ein und freue mich, dass seine Sammlung ständig wächst.
Das MUC (The Museum of Unknown Civilizations) befindet sich im südlichen Teil des Okanagan Valley in British Columbia, Canada. Das Gebäude wechselt immer wieder Architektur und Standort und ist in dieser Hinsicht mit Fata Morganas und Luftschlössern verwandt. Meist wird es in aussichtsreichen Lagen auf den kargen Hügeln über den üppigen Obstgärten und Rebbergen in der Umgebung des Städtchens Oliver gesichtet, das sich stolz „The Wine Capital of Canada“ nennt.
Die Welt der Weltu / Il mondo dei Weltu, Museum Walserhaus,
Bosco Gurin, Ticino, 2012 und 2013
Aus dem Ausstellungskatalog: Einführung
Dank meiner Grosseltern, die 1946 in den Centovalli ein abgelegenes Haus kauften und jeweils Frühling bis Herbst dort verbrachten, bin ich seit meiner frühesten Kindheit mit dem Tessin verbunden. Obwohl meine Frau und ich 1996 nach British Columbia, Canada, auswanderten, blieben die engen Beziehungen zum Tessin erhalten. 2003 begann ich, in Kanada an einem Installationsprojekt mit dem Titel „The Museum of Unknown Civilizations (MUC)“ zu arbeiten, wobei ein Teil des verwendeten Materials (rostige Mistgabeln zum Beispiel) aus unserem eigenen Rustico unterhalb von Rasa stammte. 2006, während eines Besuchs des Museums Walserhaus, fragte mich der befreundete ehemalige Kurator, ob mich die ausgestellten Objekte nicht zu einer Erweiterung meiner MUC-Sammlung anregten. Allerdings, sagte ich und sah schon erste Objekte einer „Bosco Gurin Collection“ vor mir. Zurück in Kanada, wo 2007 die erste MUC-Ausstellung stattfand, begann ich, zusätzlich inspiriert vom Buch „Aus der Volksüberlieferung von Bosco Gurin“ von Emily Gerstner-Hirzel, an dieser „Collection“ zu arbeiten. Während es mir bei meinen bisherigen MUC-Objekten darum gegangen war, in einer Mischung von Nostalgie und Ironie mit verschiedensten Materialien fantasieanregende Gegenstände zu schaffen, kam jetzt bei der Abteilung Bosco Gurin die Idee dazu, mit oft archaisch anmutenden, geheimnisvollen, poetischen, lustigen, manchmal auch unheimlichen Kleinobjekten über meine Imagination eine Verbindung zu der zwar nicht unbekannten, vielen Menschen aber trotzdem nicht bekannten Kultur der Walser herzustellen.
Die Bezüge zu den von Emily Gerstner-Hirzel gesammelten Geschichten zitiere ich (Signatur EGH und entsprechende Seitenzahl) unverändert nach der im Buch publizierten standartdeutschen Übersetzung aus dem Guriner Deutsch.
Schmuckbilder und Zeichennischen, Zeitraum, Bern 2008
(kul) in „Der Bund“, 20. November 2008: DIALOG IN FARBEN
„Verspielt und bunt kringeln sich die von Pinien-Rinden inspirierten Ornamente auf den Wandbildern des Berners Kurt Hutterli, der seit über zehn Jahren als Schriftsteller und Künstler in Kanada lebt. Zu Gast in seiner Heimat, zeigt Hutterli eine Auswahl seiner Bilder und „Zeichen-Nischen“, die an Wallfahrtshäuschen erinnern. Von deren Farbigkeit liess sich die Berner Schmuckdesignerin Sonja Frey inspirieren und antwortet mit dem passenden Glasschmuck auf Hutterlis Installationen.“
Inspirationskästchen, Galerie Stauffacher, Bern 1996
Peter Anliker in „Die Hauptstadt“, Bern 10. Juni 1996:
BÄREN UND INSPIRATIONEN / DER SCHRIFTSTELLER UND KÜNSTLER ZEIGT SEINE „INSPIRATIONSKÄSTCHEN“
„Vor gut zwei Jahren sind Kurt und Marianne Hutterli nach Kanada ausgewandert. Langweilig ist es ihnen dort bisher nicht geworden, Arbeit finden sie genug: ,Meistens arbeiten wir am Vormittag separat an unseren Projekten, am Nachmittag bauen wir gemeinsam Haus und Atelier aus, bevor Marianne gegen Abend ihre Schülerinnen und Schüler betreut‘, berichtet Kurt Hutterli. Rund ums Haus haben die Hutterlis einen grossen Garten angelegt, von dessen Ernte sie fast als Selbstversorger leben können. ‚Wir haben etwas Probleme mit den Hirschen, die immer wieder in den Garten einbrechen, und letzthin war auch eine Bärin mit zwei Jungen da. Wir sind dann hintenrum aus dem Haus gegangen‘, erzählen Hutterlis. Daneben helfen sie auf dem benachbarten Biorebberg von Mariannes Bruder und Schwägerin. Ihr neues Heim liegt in der Agglomeration von Oliver in British Columbia, in ‚Bii Sii‘, wie die beiden wie Alteingesessene sagen. „Oliver ist ein richtiges Westernstädtchen mit einer Main Street und zwei Ampeln. Wenn man die hinter sich hat, ist man schon durch“, charakterisiert Marianne den Ort.
In den letzten beiden Jahren hat Kurt Hutterli eine Serie von Inspirationskästchen gemacht. Sie sind eine Weiterentwicklung der Seelenfänger-Objekte, die vor Jahren in der Berner Galerie Martin Krebs gezeigt wurden. Wieder geht Hutterli von Fundsachen aus, die ihn zu faszinierenden neuen Kreationen inspirieren sollen. Während die Seelenfänger-Objekte Gegenstand und Text verbanden, enthalten die neuen Objekte keine Texte mehr. Nicht nur die verwendeten Fundsachen, sondern auch die Themen der neuen Objekte stammen aus Kanada und zeigen, wie schnell es den Hutterlis gelungen ist, sich am neuen Wohnort heimisch zu fühlen. Und wenn der Schriftsteller Hutterli in Kanada kaum ein Lesepublikum findet, so konnte sich der Objektkünstler mit seinen Inspirationskästchen trotzdem mitteilen: Er wurde eingeladen, eine Auswahl davon im Rahmen des B.C. Festival of the Arts zu zeigen. Diesen Dienstag fand die Vernissage der Inspirationskästchen-Ausstellung in der Buchhandlung Stauffacher statt, die Objekte sind bis zum 27. Juni in der Treppenhaus-Galerie zu sehen.
Doch im wesentlichen ist Hutterli immer noch Schriftsteller, in den letzten zwei Jahren erfreute er sich einer sehr kreativen Phase. Er hat an einer Tessin-Trilogie gearbeitet, deren Stoff ihn schon seit 1980 beschäftigt und die auf drei verschiedenen Zeitebenen spielt. Auch Jugendbuchprojekte bearbeitete er und hat fürs Schweizer Radio mehrere Kindergeschichten geschrieben. In Kanada spielen mehrere Kurzgeschichten, eine Kindergeschichte und die Komödie ‚Im Fischbauch‘, die demnächst erscheinen soll.
Den aktuellen mehrwöchigen Aufenthalt nutzt Hutterli zu Kontakten mit Verlegern, aber auch für Lesungen in Schulen und Bibliotheken. Das frühere Beziehungsnetz spiele weiter, sagt er, und neue Bekanntschaften habe er beispielsweise nach der Radiosendung über seine Auswanderung gemacht. So gefällt es ihm, für begrenzte Zeit in die Schweiz zurückzukommen, doch an eine Rückwanderung denken Kurt und Marianne Hutterli gegenwärtig nicht. ‚Aber im Februar 1999, soviel steht fest, werden wir sicher wieder zu Besuch kommen.‘ “
Imaginationsstelen und Seelenfänger, Galerie Krebs, Bern 1994
Elisabeth Gerber in „Stehplatz“, Szene Schweiz, September 94:
„Imaginationsstelen und Seelenfänger nennt Kurt Hutterli seine skurrilen, fetischartigen Objekte, deren Wurzeln in einer familiären Sammelleidenschaft gründen. In einer unbändigen Lust also, sich am Wegrand immer wieder nach Unscheinbarem zu bücken, um dann die gefundenen Schätze mit eigenen, persönlichen Bedeutungen aufzuladen. Hutterlis Stelen und Fänger, seine Schatten-, Buch-, Reise- und anderen Fetische sind allerdings poetisierte Varianten dessen, was in alten Kulturen kollektiv-rituelle Bedeutung hatte. Seine Objekte beflügeln die Fantasie und bringen längst verlorengegangen geglaubte archaische Saiten in uns zum Klingen. Sie wecken hie und da nostalgische Gefühle oder regen selbst die aberglaubenresistentesten BetrachterInnen zum Staunen und Nachdenken an über Gewinne und Verluste, die ein aufgeklärt-technologisiertes Weltbild so mit sich bringen. Denn wer wüsste heute noch von den Gefahren und Segnungen der „Imaginativen Seelenfänger“, deren Fangtrichter und Kapseln sowohl Schutz, Erquickung, Stärkung, Läuterung, Heilung und Krönung verhiessen, die aber auch zum Gefängnis werden konnten. Oder von medizinalen „Seelenfängern“, welche die indianischen Schamanen auf der Suche nach verlorenen Seelen von Schwerkranken mitnahmen. Hutterlis Objekte haben diese Eigenschaften nur noch bedingt, das heisst für diejenigen, die bereit sind, das Spiel mitzuspielen in seinem selbstgeschaffenen Arsenal an Bedeutungen. Nebst ernsthaft gemeinten Wiederaufbereitungsversuchen solch magischer Praktiken schimmert dabei ab und zu auch ein selbstkritisch-ironisches Element durch. Etwa beim Prachtseelenfänger, dessen unzählige Pfauenaugen doch sehr an irdische Eitelkeiten gemahnen, oder beim Buchseelenfänger mit Fangtrichter: Da schaut sich der Künstler, der gleichzeitig ja auch Schriftsteller ist, wohl leise augenzwinkernd selber über die Schulter.“
mks. in “ Der Bund‘ , 6. September 1994: RÄTSEL
„Es gibt noch Menschen, Worte und Dinge, die mehr beinhalten, als das, wonach sie aussehen. Kurt Hutterlis Imaginationsstelen und Seelenfänger gehören dazu.
In den phantasievollen Objekten aus Recyclingmaterial, antiken Gegenständen und bemalten Industrieabfällen verbergen sich in ungewöhnliche Zusammenhänge gebrachte Trouvaillen aus alter Zeit, Kindheitserinnerungen und geheimnisvolle Texte, die Hutterli ins Objekt eingekapselt hat. Schon die Namen und Titel der nostalgischen Raumkompositionen laden zum Assoziieren und Rätseln ein. Es gibt tausendundeine Frage zu stellen. Und mindestens ebenso viele individuelle Antworten zu entdecken.“
Marianne Mühlemann in „Der Bund“, 8. September 1994:
VEREDELUNG DURCH PHANTASIE
„Sonntagnachmittag. Es ist brütend heiss. Der Asphalt schmilzt. Das Kirchenfeldquartier wirkt ausgestorben. Aus dem halbdunklen Treppenhaus, das in Kurt Hutterlis Wohn- und Arbeitsräume hinaufführt, strömt angenehme Kühle. Sammleratmosphäre. Überall liebevoll Aufbewahrtes. Erinnerungen, Bücher, Bilder. Irgendwann-einmal-noch-Brauchbares. Reale Dinge aus alter Zeit, aus denen man Geträumtes mit Träumen der Gegenwart neu verbindet. In hochaufstrebenden Objekten zum Beispiel. ‚Meine Stelen sind weltliche Pendants zu den Wegkapellchen, auch eine Art Wegweiser. Und die Seelenfänger entsprechen den ins Imaginative übertragenen Seelenfängern indianischer Schamanen. Sie haben mit Kindheitserinnerungen zu tun und sollen zum Innehalten, zur Rekreation ermutigen‘, erklärt Kurt Hutterli.
Zur Rekreation in doppeltem Sinn: In den unorthodoxen Denk- und Fühlmälern sind geheimnisvolle In-Schriften versteckt. Durch die Imaginationskraft des Betrachters werden sie erlöst, wieder sicht- und ‚lesbar‘, verspricht Kurt Hutterli. Und warnt gleichzeitig: ‚Einige sind ambivalent, wirken wie Fallen. Sie nehmen die angelockten Seelen gefangen…‘
Hutterlis Installationen gleichen in ihrer assoziativen Bildhaftigkeit der verdichteten Aussagekraft von Gedichten. ‚In einem Land von sicheren Werten gefällt es mir, mit wertlos gewordenem Material zu arbeiten‘, sagt er. Und wünscht sich, dass der Veredelungsprozess in der Phantasie des Betrachters stattfindet.“
Peter Anliker in der „Berner Tagwacht“, 2. September 1994:
Tagebuch in Objekten.
„Den Berner Kurt Hutterli kennen die meisten als Schriftsteller, die wenigsten aber wissen, dass Hutterli seit Jahren auch im Bereich der bildenden Kunst tätig ist, dass er Grafiken und Objekte produziert. In der Galerie Krebs kann man Hutterli jetzt von dieser neuen Seite kennenlernen: Er stellt ‚Imaginationsstelen und Seelenfänger‘ aus. Die ‚Objekte mit In-Schriften‘, wie der Untertitel der Ausstellung die Kunstwerke charakterisiert, sind witzige Konglomerate verschiedener Fundsachen. Anleihen bei der ready-made-Kunst eines Marcel Duchamp sind unverkennbar, wie es Hutterli bei der Erläuterung der Genese seines ‚Prachtseelenfängers‘ auch offen sagt. Doch in allen Objekten, ob sie nun Weggeworfenes und Dazugekauftes aus dem Tessin oder aus Finnland vereinigen, oder ob sie aus Familienerbstücken, Malerei und Bastelei zusammengefügt sind, ist eine kleine Geschichte verborgen, vergleichbar einem Tagebucheintrag.
Die ‚Imaginationsstelen‘ vergleicht Hutterli mit den Wegkapellchen; es sind ‚Erinnerungszeichen, Denk- und Fühlmäler, Fantasiestimulanzien‘. Bei den ‚Seelenfängern‘ handelt es sich ursprünglich um Werkzeuge indianischer Schamanen, die zur Heilung Kranker, aber auch als Gefängnis für Seelen dienen können. Ein wichtiges Element ist die ‚In-Schrift‘, die die Objekte mit der Fantasie, der Geschichte, den Gedanken in Verbindung bringt und sie dadurch sinn-voll macht: ‚Dass meine Objekte In-Schriften enthalten, hängt damit zusammen, dass ich auch (!) Schriftsteller geworden bin, was ich wohl dem Bücherwurm zu verdanken habe, den mir meine Mutter vererbt hat.‘
Den Grundgedanken seiner Objekte definiert der Schriftsteller Hutterli so: ‚Verlorenes, Vergessenes, Wertloses durch die Kraft der Fantasie mit einem inneren Wertpotenzial auszustatten. Kunst auch als Möglichkeit, sich den Zugang zur Erlebniswelt der eigenen Kindheit offenzuhalten.‘ Diesen Zugang zu erkunden, dafür eignet sich die Ausstellung von Kurt Hutterli bestens.“