1970 fuhr und wanderte ich in die Centovalli-Dörfer, um Fotos für mein Buch „Die Centovalli“ zu machen.
In Borgnone beobachtete der junge Pfarrer, eine grün-weiss-rote Giro d’Italia-Schildmütze auf dem Kopf, wie Arbeiter das Steindach des Pfarrhauses abdeckten. Auf einer aus dicken Brettern gezimmerten Rutschbahn liessen sie die Granitplatten in den Pfarrhausgarten sausen. Mit den Platten schickten sie auch alte Bücher vom Dachboden hinunter. Zerdrückt und zerfetzt kam so nach und nach eine ganze pfarrherrliche Bibliothek unten an.
Ich stellte mich dem Pfarrer vor, erklärte ihm mein Buchprojekt und wies auf die schwer beschädigten Bücher hin. „Altes Zeug“, sagte er. „Feucht und absolut wertlos. Es hat keinen Sinn, dass ich die trockne und weiter aufbewahre.“
Auf den nächsten Platten reitend kam ein Buch in erstaunlich gutem Zustand bei uns an. „Darf ich es anschauen?“ „Aber sicher.“ Ich schlug es auf: La vita di San Carlo Borromeo. Der Pfarrer warf ebenfalls einen Blick hinein: „Total veraltet. Über San Carlo gibt es heute viel bessere Bücher.“ „Kann ich es Ihnen abkaufen?“ „Ich schenke es Ihnen. Aber wenn Sie der Kirche eine kleine Spende machen wollen?“ Ich drückte ihm zwanzig Franken in die Hand. Wir waren beide sehr zufrieden mit dem Handel.
Zehn Jahre später begleitete mich das Buch nach Finnland…