Wir mussten nach Vancouver fliegen, wo Marianne im St. Paul’s Hospital einer undichten Herzklappe wegen für mehrere Untersuchungen angemeldet war.
Gleich über die Strasse liegt das Burrard-Hotel, in dem wir ein Zimmer beziehen konnten.
Bei Regen und Schneegestöber wussten wir die Nähe des Spitals ganz besonders zu schätzen.
Neben dem Spital scheint ein neuer Wolkenkratzer aus einem alten Hochhaus zu wachsen. Bei diesem wolkenlos blauen Himmel wäre wohl das englische Wort „Skyscraper“ zutreffender.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet, wächst der „Himmelskratzer“ aus einer Kirche.
Die auf der Spitalseite stehenden Hochhäuser spiegeln sich in einem Wohnturm, der nur aus Glas zu bestehen scheint. Werfen wir jetzt einen Blick zurück auf die andere Strassenseite.
Die Kirche nimmt sich in dieser Umgebung bescheiden aus.
Von hier aus scheint sie einen zusätzlichen Turm zu haben.
Marianne wärmt sich ihre Hände im mit Palmen bepflanzten Innenhof des Hotels.
Während der Zeit, die wir „en famille“ am Tuc-El-Nuit Lake in Oliver verbrachten, versprach die Wetterprognose für einen Tag Sonne über der Nebeldecke. Wir beschlossen, zum Wintersportdörfchen Mt. Baldy hinaufzufahren.
(Foto: Ronny Winkler)
Dabei kamen wir an den eingeschneiten McKinney-Langlaufloipen und den Schneeschuhpfaden vorbei, die Marianne und ich früher oft benutzt hatten.
Und wirklich: Bei den Schipisten von Mt. Baldy empfing uns die Sonne.
Die Schilifte waren in Betrieb.
Der Sitz des „Lifeguards“ war zwar besonnt, aber unbesetzt.
Trotz des schönen Wetters herrschte da oben nicht „Hochbetrieb“.
Die folgenden vier Fotos wurden von Ronny Winkler aufgenommen.
Zuerst konnten wir noch in der Sonne wandern. Doch dann kamen wir immer mehr in den Nebel.
Manchmal lichtete der Nebel sich etwas, so dass die Sonne durchscheinen konnte.
Schliesslich wurden Pisten und Loipen ganz in den Nebel gehüllt.
Auf der Heimfahrt war der Nebel stellenweise so dicht, dass wir für einen Augenblick nicht sicher waren, ob wir uns auf dem Strässchen nach Oliver befanden oder irrtümlicherweise in dasjenige nach Osoyoos eingebogen waren.
Über Weihnachten und Neujahr genossen wir den Besuch unserer Tochter Priska mit Partner Ronny und unseres Sohnes Manuel mit Familie. Weil in unserem Haus auf dem Secrest Hill nicht Platz für uns alle gewesen wäre, mieteten wir am Tuc-El-Nuit Lake bei Oliver im Lakeside Resort eine grosse Wohnung mit mehreren Zimmern und einer Küche und eine kleine Wohnung ohne Küche.
Manuel mit unserem Enkel Raphael freuten sich aufs gemeinsame Fischen.
Keith, der Partner unserer Nichte Clea, brachte sein Kanu an den See.
Manuel und Raphael paddelten mehrmals los.
Im Hintergrund ist der „Ny-lin-tin“, der „Storyteller“, zu sehen. Eine der von den Okanagan Nations überlieferten Geschichten erzählt, dass das im etwas nördlich gelegenen Okanagan Lake beheimatete Seeungeheuer ‚N’ha-a-itk“ vor urdenklichen Zeiten auch im Tuc-El-Nuit Lake ein Ei gelegt hatte. Ein junges Seeungeheuerchen wurde hier jedoch nie gesichtet oder gar gefangen. Was Raphael mit seiner Rute fing, war ein schmackhafter Barsch, von dem wir alle eine Gabel voll geniessen konnten.
Genossen haben wir auch immer wieder den Blick auf den „Storyteller“, der sich an windstillen Tagen im See spiegelte.
Eines Morgens präsentierte er sich mit Schnee bepudert.
Der Tuc-El-Nuit Lake ist auch bei den Gänsen („Canada Geese“) sehr belebt. Marianne zählte einmal gut 150 Vögel. Sie picken hier Grashalme, düngen gleichzeitig den Rasen und lassen sich nicht von einem künstlichen Kauz verscheuchen.
Jeden Tag verliessen die Gänse den See und flogen südwärts, suchten wohl auf dem Okanagan River und am Osoyoos Lake zusätzliche Nahrung. Am Abend tauchten sie wieder auf und verbrachten die Nacht auf dem Tuc-El-Nuit Lake.
Für uns war es dann jeweils auch bald Zeit, in die Betten zu steigen.
Am 9. Dezember war unser Haus in Nebel gehüllt. Wir gingen davon aus, dass ein Spaziergang am Fluss unten uns durch noch dichteren Nebel führen würde. So entschlossen wir uns, zur etwa zehn Autominuten von uns entfernten Heritage Townsite zu fahren, wo einst das Goldgräberstädtchen Fairview stand.
Ein Okanagan Nebelmeer hatten wir bisher nur von den auf 1400 Meter gelegenen McKinney-Langlauf-Loipen und dem Schneeschuh-Pfad aus gesehen.
Der Fairview-Spazierweg führte uns am Ufer des Nebelmeers entlang, wo wir zusehen konnten, wie eine Halbinsel und eine Insel mit Haus versanken.
Das nächste Foto zeigt die Insel kurz vor ihrem Untergang.
Eine Minute später war von ihr nichts mehr zu sehen.
Remagliasca heisst der Bach, der im Weiler Remagliasco an den Häusern meiner Eltern und Grosseltern vorbeifliesst. Bevor er als Wasserfall über eine senkrechte Felswand in die Melezza stürzt, bildet er die Grenze zwischen dem Land meiner Grosseltern und Eltern. Häuser und Land gehören heute einer unserer Nichten.
Für meinen Bruder und mich und unsere etwa gleichaltrigen benachbarten Tessiner Freunde waren der Bach und seine Ufer mit ihren grossen Felsblöcken und kleinen Sandbänken ein wunderbarer und nicht ganz ungefährlicher Spielplatz.
Um zu unserem „Seelein“ zu gelangen, mussten wir an manchen Stellen über glatt-geschliffene Granitblöcke klettern.
Das Seelein war immerhin so gross, dass wir darin ein paar Züge schwimmen konnten. Dabei betrug die Wassertemperatur auch im Sommer kaum mehr als 18 Grad Celsius.
In Ufernähe fand ich im seichten Wasser immer wieder Steine, die Quarz und Glimmer enthielten oder blau-weisser Marmor waren. Und eines Tages, ich ging damals in die sechste Klasse, glaubte ich, einen von Wasser und Sand abgeschliffenen kleinen Rubin in der Hand zu halten.
In der Mineraliensammlung des Naturhistorischen Museums in Bern hatte ich einen Rubin gesehen, der aus dem Tessin stammte. Ich brachte meinen Fund zur Bestimmung ins Museum. Dort wurde mir erklärt, dass es sich um einen roten Granat handelte. Granat ist ein komplexes Mineral mit dem Härtegrad 6.5 bis 7.5 auf der Mohsschen Skala von 1 bis 10. Er kommt in allen Farben vor, wobei Blau selten ist.
Später, mein Bruder war sechzehn, ich achtzehn, beschlossen wir, von der Leventina aus über den Campolungo-Pass ins Maggiatal und von dort in die Centovalli zu wandern.
Auf der Passhöhe entdeckte ich in den Felsblöcken Granatkistalle.Es gelang mir, einige mit dem Schraubenzieher meines Taschenmessers herauszubrechen.
Nach acht Stunden Marsch – unsere Rucksäcke waren uns immer schwerer vorgekommen – kamen wir erschöpft in Fusio an, wo wir für die Nacht eine günstige Unterkunft zu finden hofften. Dass ich an diesem wolkenlosen Tag ohne Sonnenbrille gewandert war, hatte sich gerächt: Ich litt an stark entzündeten Augen, konnte so nicht mehr weiterwandern. Auf dem Dorfplatz trafen wir ein Deutschschweizer Ehepaar, das sich anerbot, uns in ihrem Auto in die Centovalli zu fahren, wo wir von Corcapolo aus nach Remagliasco wandern konnten. In der Apotheke von Cavigliano kaufte meine Mutter am nächsten Tag eine Augensalbe, die zum Glück rasch wirkte.
Schon in der Bronzezeit war der Granat ein beliebter Schmuckstein. Hier drei wohl etwa hundertjährige Beispiele:
Der Granat ist dem Sternzeichen des Wassermanns zugeordnet. Er soll wohltuend bei Stress, Blutarmut und Herzrhythmusstörungen wirken und das Herz stärken. Er gilt als der Stein der Stärke und des Selbstbewusstseins. Er schenkt Mut und Selbstvertrauen und kann dabei helfen, Ängste und Depressionen zu überwinden. Er ist bekannt für seine energiegeladene Wirkung und kann dazu beitragen, Energie und Lebensfreude zu steigern.
In unserer Nähe befindet sich bei der Tankstelle an der Hauptstrasse unten ein Cannabis-Laden.
Das beschwingte Wandbild lässt mich an das beflügelte Herz denken, das wir in Summerland entdeckten und das ich vor einem Jahr in meinem Blog „Herbstliches Summerland“ schon einmal zeigte.
Zum Thema „Beflügelt“ fand ich dann auf einem vergilbten Notenheft drei musizierende Engelchen.
Ich erinnerte mich auch an ein Foto, das ich 2012 im Maggiatal aufnahm.
Die Flügelchen mussten da einiges leisten, um diesen wohlgenährten Putto durch die Luft zu tragen.
In unserer Nachbarschaft ist am Fenster einer verlassenen „Picker Cabin“ ein Pegasus mit prächtig farbigen Schwingen zu sehen.
Nach der griechischen Mythologie war der Pegasus ein Kind des Meeresgottes Poseidon und der schrecklichen Medusa, die jeden, der sie anschaute, zu Stein erstarren liess. Der Pegasus war das Sinnbild der Dichtkunst. Alle wahren Dichter ritten das Musen- und Dichterross.
Wofür ist wohl ein beflügelter Frosch ein Sinnbild?
Dieses Exemplar befindet sich an einer Aussenwand der Penticton Art Gallery.
Auf unserem Land wachsen die einheimischen stacheligen und zerbrechlichen Brittle Prickly Pear – Kakteen (Opuntia fragilis), die von Juni bis Juli ihre zartgelben Blüten öffnen, fast ohne Wasser auskommen und auch die Kälte des letzten Winters (über minus 30 Grad Celsius) überlebten.
Als ich dieses Kakteenpolster fotografierte, trat ich in Kakteen, die ich in meinem Eifer übersehen hatte.
An meinem linken Hosenbein hing ein abgebrochenes „Souvenir“. Auf diese Weise lassen sich die „Prickly Pears“ an andere Standorte tragen.
Um Wasser zu sparen, werden im Tal immer mehr Trockengärten mit grösseren, nicht einheimischen Kakteen angelegt. Neben unserem Haus habe ich verschiedene Arten gepflanzt.
Hier eine Kaktee, die im vergangene Sommer zartrot blühte.
Die Kakteen im Gärtchen neben meinem Atelier werde ich erst im kommenden Frühling von den dürren Nadeln der beiden Ponderosa-Kiefern befreien.
Auf einem Parkplatz in Oliver entdeckten wir kürzlich eine ganz besondere Kaktee.
Hier noch eine Aufnahme, die sie aus der Nähe zeigt.
Ob es sich hier wohl um ein Exemplar der Sorte „Opuntia fragilis automobilis“ handelt?
Schaufenster in Oliver künden die Halloween-Nacht an.
Auch wenn ein Geschäft geschlossen ist, geistert es in seinem Schaufenster.
Vor einem Laden steht eine gespenstische Installation.
„Trick or treat“: Mit der Drohung , dass sich ein boshafter Streich nur mit Süssigkeiten vermeiden lässt, gehen die Kinder von Haus zu Haus.
Auf unserer Porch weist ein Kerzengespenst mit Spinnen und einem Kürbis mit Hexenhut auf die Halloween-Nacht hin.
Die Hexen in unserer Küche machen – zumindest am Tag – einen freundlichen Eindruck. Auch die schwarze Katze will uns nicht unbedingt einen Schrecken einjagen.
Im Leir House Cultural Centre in Penticton kommt Marianne auf dem Weg zu ihrer Geigenstunde an meiner Installation „Remembering an Old Piano“ vorbei.
Auch sie hat sich auf halloweenische Art verändert.
Etwas südlich von Peachland führt ein gut unterhaltener Pfad zum Hardy Fall. Der Wasserfall erinnert uns an Centovalli-Bäche.
Eine Holzbrücke überquert an einer Stelle den Bach. Auf dem Handlauf haben sich drei Liebespaare verewigt. Wie lange wird es wohl dauern, bis die Herzen und Initialen verwittert sind?
In Oliver hat sich jemand auf einer Betonmauer verewigt. Wie lange wird es hier dauern, bis diese Verewigung übermalt ist?
Dauerhafter dürfte die Verewigung auf dem Stahlgeländer einer schmalen Fussgängerbrücke über dem Okanagan River sein.
Auf sicher ging, wer sich in einer Wegkapelle oberhalb des Ponte Romano auf dem Weg von Intragna nach Remagliasco neben dem himmlischen Vater verewigte.