Als ich am 19. November 2023 in unserem Arbeitszimmer im Kellergeschoss am Schreiben war, hörte ich einen lauten Knall. Ich vermutete eine Sprengung oder einen vom Hügel hinter dem Rebberg unserer Verwandten heruntergestürzten Felslock und begab mich sofort auf die Porch. Ich konnte weder eine Staubwolke noch eine Abbruchstelle sehen. Am 4. Dezember war ich am Malen, als mich wiederum ein Knall aufschreckte. Auch dieses Mal konnte ich von der Porch aus nichts Besonderes entdecken.

Ein Zeitungsartikel brachte dann die Erklärung: Das Epizentrum zweier leichter Erdbeben hatte sich ziemlich genau unter unserem Haus befunden. Unsere Freunde Brita und Bob Park in Oliver hatten zwar keinen Knall gehört, dagegen aber die Erschütterung gespürt. Vor Jahren hatte ein stärkeres Erdbeben unser Haus so sehr zittern lassen, dass sich an den Wänden einzelne Bilder verschoben. Es war nicht mit einem Knall, sondern mit einem Grollen verbunden.
In British Columbia gibt es in den Schulen von Zeit zu Zeit einen Übungsalarm: Schülerinnen und Schüler müssen blitzartig unter ihren Pulten verschwinden und sich an den Pultbeinen festhalten. Falls dies nicht möglich ist, sollen sie in einem Türrahmen Schutz suchen.
Unsere Freunde Trudi und Wisi Barmettler spürten in ihrem Haus in Kaleden das Erdbeben vom 2. August. Das Epizentrum befand sich in der Nähe des benachbarten Städtchens Okanagan Falls. Bei uns war dieses Beben nicht zu spüren.

Die Erdbeben im Okanagan Valley stehen in keinem Zusammenhang mit den tektonischen Gegebenheiten an der Westküste.

Hier treffen zwei tektonische Platten aufeinander, wobei sich die Juan de Fuca-Platte unter die nordamerikanische Platte schiebt und Vancouver Island sich langsam vom Festland entfernt. Dies ist die geologische Erklärung für die zerstörerischen Erdbeben, die alle 500 bis 600 Jahre die pazifische Westküste erschüttern. Das letzte katastrophale Erdbeben fand hier vor 300 Jahren statt. Bis zum nächsten kann es also noch 200 bis 300 Jahre dauern. Ed Nissen von der Universität Victoria, der sich als Wissenschaftler mit Erdbeben und dem pazifischen Ozean beschäftigt, meint aber, es würde ihn nicht wundern, wenn „the big one“ schon morgen stattfände.