In seinem Buch „Vom Klappern der Zoccoli“ lädt der Herausgeber Beat Hächler zu 35 literarischen Wanderungen im Tessin ein. Die Wanderung Nummer 11 führt mit einem Beitrag von Beat Allenbach anhand meines Kurzkrimis „Waldbrand“ von Rasa nach Ronco sopra Ascona.

Im Vorwort nimmt Beat Hächler die Tourismus-Klischees von der „Sonnenstube Tessin“ aufs Korn, wo ein Boccalino voll Vino rosso auf die Durstigen wartet und glutäugige, ringelhaarige Tessinerinnen lustig mit ihren Zoccoli durch die Gassen klappern, Feigen und Trauben ihnen in den Schoss fallen und über allem der verführerische Duft von Kamelien- und Mimosenblüten schwebt. Guido Calgari, Schriftsteller, später Literaturprofessor an der ETH Zürich, habe in den 30er Jahren zu Recht gespottet, für viele Deutschschweizer beginne der Orient bereits im Mendrisiotto.

Diese Zoccoli fand ich 1963 nach dem Kauf unseres Centovalli-Refugiums auf einem Abfallhaufen neben dem Gehöft.

Sie waren gleitsicherer gemacht worden, eigneten sich aber trotzdem nicht zum Einsatz an den steilen Hängen. Zusammen mit einer in der Küche gefundenen Liedersammlung begleiteten sie mich schliesslich nach Kanada.

Im Lied „Teresina Bella“ kauft die Schöne am Dienstag auf dem Markt Schuhe. Ich stelle mir vor, dass es sich dabei auch um Zoccoli hätte handeln können.

Die alte Ansichtskarte zeigt den Markt von Locarno, wie ich ihn als Kind um 1955 erlebt hatte:

Eine weitere Ansichtskarte führt zurück auf die steile Narzissenwiese unseres Refugiums.

Hatten die weggeworfenen Zoccoli einer der beiden glutäugigen, ringelhaarigen Tessinerinnen gehört, über denen hier nicht der Duft der Kamelien- und Mimosenblüten, sondern der verführerische Duft der Narzissen schwebte?