Seit diesem Jahr ist der „Day of Truth and Reconciliation“ in Kanada ein offizieller Gedenktag, der an die schlimmen Folgen der Kolonisation erinnert. Den First Nations war durch die Einwanderer nicht nur der Grossteil ihres Landes weggenommen worden; mit den vom Staat und den Kirchen geführten Residential Schools sollten zugleich die indianischen Kulturen zerstört, die Sprachen der First Nations zum Verschwinden gebracht, „der Indianer im Kind“ getötet werden.
Auf dem Reservat der Osoyoos Indian Band fand die Gedenkfeier wieder unter dem grossen „Hut“ statt. Er hat die Form einer traditionellen Kopfbedeckung, die hier vor der Kolonisation von den indianischen Frauen getragen wurde.
Am Gedenktag werden viele orange T-Shirts mit dem Aufdruck EVERY CHILD MATTERS getragen. Die leuchtende Farbe erinnert daran, dass 1973 der sechsjährigen Phyllis Webstad an ihrem ersten Tag in einer Residential School ihre orange Bluse weggenommen wurde, auf die sie so stolz gewesen war.
Auf der Gedenkmauer stehen die Namen der Kinder der Osoyoos Indian Band, die weit weg von ihren Eltern in entfernten Residential Schools gelitten hatten. Manche von ihnen waren dort gestorben und in nicht markierten Gräbern begraben worden. Nachdem eine junge Frau die lange Namensliste vorgelesen hatte, dachte man in einer Schweigeminute an all die Kinder.
Zu mit Trommeln begleiteten Gesängen tanzten dann junge Frauen und Mädchen traditionelle Tänze.
Beglückende Augenblicke…
… die gleichzeitig aber auch bewusst machten, wie viel da durch rücksichtslose, sogenannt „christliche“ Kolonisation zerstört worden war.
Nach der Gedenkfeier wurde am frühen Nachmittag mit Ansprachen von Chief Clarence Louie (hier mit Enkelin) und Stadtpräsident Martin Johansen vor der „Municipal Hall“ von Oliver die Fahne der Osoyoos Indian Band gehisst.
Sie flattert dort jetzt zusammen mit der Stadtfahne und den Fahnen von Kanada und British Columbia im Wind.