Wer sich in der Schweiz mit lokaler Geschichte beschäftigt, stösst bald einmal auf Spuren, die in die weite Welt hinausführen. Das gilt ganz besonders auch fürs Tessin. Schon in meiner Kindheit wurden mir in den Centovalli spannende Auswanderer-Geschichten erzählt und auf viele mehr stiess ich bei meinen Nachforschungen für mein 1972 im Verlag Paul Haupt in Bern erschienenes Buch „Die Centovalli“. Freunde im Tessin neckten mich vor Jahren, ich sei schliesslich selbst auch ausgewandert, um meine „Tessinisierung“ zu vervollständigen.
Eine faszinierende Spurensuche ist jetzt auf https://centovalli-tessin.ch/blog in einem Beitrag von Renate Fennes aus Deutschland zu finden. Er führt von Verdasio nach Österreich, wo Vorfahren ihres Mannes in Langenlois und und Wien Kaminfeger-Betriebe gründeten, und gibt Einblick in die Geschichte der Familie Mazzi. Bevor ich mich in einem weiteren Beitrag den Erinnerungen an meinen freundschaftlichen Kontakt mit Filippo und Serena Mazzi in Bordei zuwende, füge ich hier noch bei, was ich im Dörfchen Moneto 1968 im Hinblick auf mein Centovalli-Buch notierte:
“ Das Dorf wirkt arm und verlassen. Man erzählt hier, dass 14 Familienväter während einer Pestepidemie in Österreich, wo sie als Kaminfeger arbeiteten, das Leben verloren haben. Die Hinterbliebenen hätten Land an die Leute von Camedo verkaufen müssen, die wirklich noch heute Land oberhalb des Dorfes besitzen. In der Kirche wird ein Bild aufbewahrt, das 1655 in Wien gemalt wurde.“
Das beigefügte Foto machte ich 1969 auf meiner Spurensuche in der Osteria Bordei. Ich notierte mir dazu:
„In der alten Casa Damotti befindet sich die Osteria Bordei. Die Familie Mazzi bewahrt in den Räumen des herrschaftlichen Hauses Bücher, Bilder und Waffen aus der Zeit der Emigration in die Toscana auf.“
