In seinem im Dezember 2021 erschienenen Buch „Rez Rules“ schreibt Clarence Louie, Chief der Osoyoos Indian Band, zur Bezeichnung „Rez“: Weisse in den USA nennen die Gebiete, in denen „Native People“ leben, „reservations“, in Kanada sagen die Weissen „reserve“. Wir, die wir dort leben, nennen es einfach „the Rez“. Das Wort „Indian“ zieht Chief Louie der Bezeichnung „native“ vor: Ich brauche den englischen Begriff „Indian“. Ich bin nicht beleidigt und empfinde es nicht als rassistisch, wenn man von mir sagt, ich sei ein Indianer, und weisse Menschen sollen nicht beleidigt sein oder es als rassistisch empfinden, wenn ich sie „Weisse“ nenne – weil sie es sind. Alle sollten stolz auf ihre Hautfarbe sein. Die älteste „Elder“ auf meinem „Rez“ (Jane), die 2020 neunzig wurde, sagte: „Ich wurde als Indianerin geboren und als Indianerin werde ich sterben.“
Clarence Louie zeigt in seiner Anklage die heutigen Missstände auf Reservaten als Folgen des „Residential School“-Traumas auf, verschweigt aber nicht, dass manches Problem (Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Drogenkonsum) heute oft auch mit fehlendem „Leadership“ von Chief und Band Council zusammenhängt. Das folgende Foto entnehme ich einer Internet-Publikation der „BC Teachers‘ Federation“.
Kanadas systemimmanenter Rassismus begann damit, dass die indianische Bevölkerung zum Teil mit Waffengewalt gezwungen wurde, auf Reservaten zu leben. Die Einrichtung von Internatsschulen für indianische Kinder führte dann zum „kulturellen Genozid“. Es ging darum, „den Indianer im Indianer zu töten.“ Dazu Clarence Louie: Die „Truth and Reconciliation Commission“ schätzt, dass in diesen Schulen über viertausend Kinder starben, aber die genaue Zahl ist nicht bekannt, weil niemand (weder die Regierung noch die Kirche) sie wirklich festhielt – niemand kümmerte sich darum. Viele Kinder wurden in unmarkierten Gräbern beerdigt, da weder die Kirche noch die Regierung sich schämte, dass diese Tausenden von indianischen Kindern kein anständiges Begräbnis erhielten. Für mich gibt es dafür weder Verzeihung noch Versöhnung.
Chief Louie auf die Frage der „TimesChronicle“- Redaktion hin, was in seinen Augen 2022 bringen sollte: Ich möchte das Wort „Versöhnung“ in Taten umgesetzt sehen. Ich erklärte dem Premierminister, die Anerkennung, sich auf nicht abgetretenem indianischem Gebiet zu befinden, sei eine nette Geste, die aber auf einem Reservat keine Arbeitsplätze schaffe, kein Haus baue, kein Geld bringe, das es ermögliche, Schülerinnen und Schüler an weiterführende Schulen zu schicken.
Zudem haben wir der Provinz von British Columbia gegenüber Landansprüche, die geregelt werden müssen. Ich will unsere alten Reservate zurück, die uns die Regierung weggenommen hat. All unsere Geschichte ist auf ihnen zu finden. Ich will all das Land auf der Ostseite des Flusses zurück und den Provincial Park in OK Falls und dann ist da natürlich auch die Begräbnisstätte unserer Vorfahren in Osoyoos, die die Weissen „Haynes Point“ nennen.
Auf den „Haynes Point“ und den Park in OK Falls werde ich später einmal zurückkommen. Was die Landforderungen auf der Ostseite des Okanagan River betrifft, haben wir kürzlich zwei Aufnahmen gemacht.
Das erste Foto zeigt einen Abschnitt des von der Osoyoos Indian Band geforderten flachen und fruchtbaren Gebietes östlich des Flusses. Das zweite habe ich von der Westseite des Flusses gegen die Hügelzüge des Reservats hin aufgenommen. Auf dem von der OIB zurückgeforderten Land ist die „Borrowing Owl Winery“ zu sehen.
Clarence Louie: All diese Ungerechtigkeiten und der Landdiebstahl hätten nicht geschehen dürfen, aber sie sind geschehen und zu viele von unserem Volk starben, während sie versuchten, diese Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. So kommen wir hoffentlich 2022 zu einer Art von Übereinkunft, die uns unser altes Reservat zurückgibt.
Sobald die Hoffnungen der Osoyoos Indian Band erfüllt sind, werden wohl entsprechende Hinweistafeln am östlichen Flussufer unten stehen.