Milchkraut

Das um 1950 aufgenommene Foto zeigt meine Grosseltern Marie und Jakob am Eingang zu ihrem Centovalli-Garten.


In meiner Fantasie verwandelte sich ihr Garten manchmal in ein Stücklein Paradies, in das sich ab und zu auch eine Schlange verirrte. Einmal war es eine Zornnatter mit roten Augen. Mehr als die hellgrünen Klaräpfel kamen mir die orangen Kaki wie die verbotenen Früchte am Baum der Erkenntnis vor. Ich wunderte mich nicht, als ich später las, dass sie in Japan „Paradiespflaumen“ hiessen. Zwischen den Kakibaum und das Himbeerenbeet im unteren Teil des Gartens pflanzte Grossmutter fremdländische Essigbäume und eine faszinierende Pflanze, deren betäubend süss duftenden Blumenkugeln sich in papageiförmige Samenkapseln verwandelten. Verletzte man einen der hohen Stengel, quoll klebriger, milchweisser Saft heraus. Ich konnte damals nicht ahnen, dass die Essigbäume und „Papageienblumen“ im Okanagan Valley wild um unser Haus herum wachsen würden und hier „Sumac“ und „Milkweed“ heissen. Für die Raupen des grossen orange leuchtenden „Monarch Butterfly“, der in Mexiko überwintert und uns manchmal im Sommer bersucht, sind die Milkweed-Blätter die einzige Nahrung. Der prächtige Schmetterling hätte wunderbar in unser Centovalli-Paradiesgärtchen gepasst.
Das Milkweed blüht seit dieser Woche wieder vor unserem Haus. Leider ist der Monarch ein seltener Gast geworden. Im Augenblick geniessen „Schwalbenschwänze“ den Nektar der Blüten.