Neben dem „Venables Theatre“ wirkt die anglikanische Kirche in Oliver geradezu „altehrwürdig“.
Nicht so einfach ist es, einen Standort zu finden, von dem aus sich der Kirchturm der lutherischen Kirche fotografieren lässt.
Beides sind bescheidene Kirchtürme, wenn ich sie in Gedanken mit dem Campanile von Intragna vergleiche, an dem von 1765 bis 1772 gebaut wurde und der mit 65,114 Meter der höchste im Kanton Tessin ist. Ein alter Spruch nennt ihn mit dem Damm von Melide und dem Hunger im Onsernonetal als eine der drei Besonderheiten des Kantons: „Il ponte di Melide, il campanil d’Intragna e la fame d’Onsernone sono le tre rarità del cantone!“
Je nach Blickwinkel wirkt dieser berühmte Campanile, verglichen mit anderen Tessiner Kirchtürmen, nicht besonders imposant.
„Nirgends ist eine Kirche so eng von Privathäusern umklammert wie da. Bis zum Jahr 1722 sammelte bloss eine alte Kapelle die Gläubigen zum Gottesdienst. Da beschlossen die Intragneser, eine der prächtigen Lage ihres Ortes entsprechende Kirche zu bauen. Mit der Vergrösserung der Kirche musste der Turm seinen Standort ändern. Die Stammhäuser der einflussreichsten Familien liessen sich aber nicht einfach zur Seite schieben. Der Kirchturm musste also dicht an die Häuserfronten gebaut werden. Wenn dabei seine Wirkung aus der Nähe verloren ging, wollte man diesen Nachteil durch seine Höhe wettmachen. Zu einem solchen Riesenturm waren aber die nötigen Geldmittel nicht vorhanden. Die Gemeinde verkaufte Land, hob das Kirchengut ab und sammelte freiwillige Spenden. Der Landvogt in Locarno ermächtigte die Gemeindeväter, Zwangsmittel anzuwenden gegen diejenigen Bürger, die nicht eine Zeitlang unentgeltlich am Turmbau mitarbeiten wollten. Zur Strafe wurde ihnen das Salz entzogen. Nach sieben Jahren stand der Turm endlich. Er hätte nach den Plänen noch fünfzehn Fuss höher werden sollen. Aber dazu fehlte schliesslich das nötige Geld und weitere Zwangsmittel kamen nicht mehr zur Anwendung.“ (Nach einem Beitrag von Hans Wälti in „Die Schweiz in Lebensbildern, Band 1, Tessin“, Verlag H.R. Sauerländer, Aarau, 1947.)
Dieses Foto nahm ich 1970 von der Alp Salticc aus auf.
1960 hatte ich als Sechzehnjähriger den damaligen Sigristen die 165 Granitstufen zum Glockenstuhl hinauf begleiten dürfen.
Die nächste Aufnahme zeigt den Blick von unserem Centovalli-Refugium aus nach Intragna. Mit einem Feldstecher lässt sich die Zeit an der Kirchturmuhr ablesen. Bei Gewitter wird jeweils eine besondere Glocke zum Schutz vor Blitz und Unwetter geläutet. Sie trägt die Inschrift „A fulgure et tempestate libera nos Domine“.
An Ostern setzte sich Enkel Raphael, ausgerüstet mit Messer und einem Stück Kastanienholz, auf die Terrasse mit der Talsicht …
… und schnitzte „nach Natur“ den Kirchturm von Intragna.