Ein Manuskript zerfällt – vierter Teil

1984 wurde auch meine Theaterfassung „Bakunin am Lago Maggiore“ uraufgeführt. Das Stadttheater Bern inszenierte sie in einem Zirkuszelt zum 150-jährigen Jubiläum der Universität Bern. Mein Bruder Werner gestaltete dazu die Bühneneinrichtung und das Plakat.

BAKUNIN Guten Abend! – Nehmen Sie das bitte als Gruss und nicht als Verfremdungseffekt. Man hat mir schon zu Lebzeiten eine gewisse Naivität attestiert, und Sie brauchen auch jetzt nicht nach kunstreichen Kniffen zu suchen, wo ich Ihnen einfach postum von meinen Tagen am Lago Maggiore erzählen möchte…

Michail Bakunin starb 1876 in Bern und wurde dort auf dem Bremgarten-Friedhof beerdigt. In meinem Stück verabschiedet er sich so vom Publikum:
Schwer krank suchte ich in Bern meinen Freund und Arzt Professor Adolf Vogt auf. Ich bat ihn, mir über meinen Zustand offen Auskunft zu geben. Er sagte, dass ich an einer akuten Nierenentzündung und an Wassersucht litt und dass das beständige Harnträufeln von einer Blasenlähmung kam. Ich besuchte noch einmal meinen andern Berner Freund, den Musikdirektor Reichel, liess mir von seinen drei Kindern vormusizieren. Dann begab ich mich in die Mattenhof-Klinik, wo ich am Samstag, dem 1. Juli 1976, um 11 Uhr 56, starb. Kurz vorher hatte ich noch leise auf Russisch gesagt: Ich habe nichts mehr nötig… Ich habe mein Lied zu Ende gesungen.

Das alte Foto zeigt das Grab, das bis heute erhalten geblieben ist.

Bakunins Stimme war dann auf geheimnisvolle Art auf dem Bremagarten-Friedhof in meiner Kurzhörspielserie „Oberassistent Märki“ 1991 / 2012 zu hören.


Ein Theater-Plakat zierte noch 1991 die doppelsitzige Toilette, die zum Sommerhaus unseres finnischen Freunds Lauri gehört.