Alert Bay

Auf meinen letzten Blog hin bekam ich mit Email aus der Schweiz von unserem Freund Peter Schweizer eine eindrückliche Ergänzung zugeschickt, die ich hier mit seiner Erlaubnis veröffentliche:

„Dein letzter Blog hat bei uns (wieder einmal) Erinnerungen an unsere Canadazeit geweckt. Diesmal ist es Alert Bay auf Cormoran Island. Eine kleine Insel vor Port McNeill. In der Zeit von 1995 – 2015 waren wir beinah jedes Jahr dort. Die Insel selbst (Ecological Park), aber auch ihre Einwohner haben uns immer wieder angezogen.

Dort habe wir denn auch die Geschichte der Residential School und der unrühmlichen Bedeutung für die Kinder der näheren und weiteren Umgebung (bis Haida Gwaii) richtig kennen gelernt. Immer wieder sind wir mit direkt betroffenen Einheimischen ins Gespräch gekommen.

Die Residential School in Alert Bay wurde 1975 nach 46 Jahren Betrieb geschlossen. Sie war von Anglikanern geführt worden. Von 1975 bis 2012 wurde das Gebäude für verschiedene Aufgaben genutzt. Unter anderem als Restaurant, Nachtclub und Büros der ‚Namgis Band. Ein Versuch, 15 Mio. $ für ein Sprachzentrum für indigene Sprachen zu sammeln, scheiterte. Im Jahr 2015, kurz vor unserem letzten Besuch auf Cormoran Island, wurde das Gebäude unter grosser Anteilnahme ehemaliger Schüler/innen, Politiker und Bandmitglieder abgerissen.

Mit dem U’mista Cultural Centre haben die First Nations ein wunderbares Museum eingerichtet, das unzählige Potlatchgegenstände enthält. Diese konnten nach langen Verhandlungen aus der ganzen Welt zurück geholt werden. Sie waren 1951 nach einem unerlaubten Potlatch beschlagnahmt und „verscherbelt“ worden.

Ein besonderes Ereignis: Eines Tages sind wir im Hafen herumgeschlendert und dabei auf einen älteren Fischer mit seiner noch älteren Mutter getroffen. Wie sich herausstellte, hatten beide ihre Erfahrungen mit der Residential School gemacht. Sie haben uns sehr emotional von der physischen und psychischen Erniedrigung erzählt.

Anschliessend haben wir uns mit einem Lachs, 2 Cedar Bark Bracelets und einer Tasche (wir hatten keine dabei) beglückt. Beinahe so etwas wie ein Potlatch!

Eine Begegnung, die uns für immer in Erinnerung bleiben wird.“